Darth Vader und Luke Skywalker

„Möge die Macht mit Euch sein!“

Es begegnet uns überall in unserer Welt und auf ganz verschiedene Art und Weise: das Böse. Allsonntäglich jagen Tatort-Kommissare den Übeltäter; Schwarzenegger & Co. kämpfen gegen es und retten die Welt; im intergalaktischen Krieg kämpft Darth Vader auf der „dunklen Seite der Macht“ gegen seinen Sohn Luke Skywalker von der „hellen Seite der Macht“.

Um das Böse in unserer Welt zu entdecken, müssen wir aber nicht ins Kino gehen oder den Fernseher einschalten. Ein Blick in Wohnzimmer, Klassenraum, Büro, Fabrik, Hinterhof, Kneipe, Bahnhof usw. reicht.

Wer oder was genau ist aber „das Böse“? Der Teufel? Die Sith-Lords? Die Schwiegermutter? Darüber zerbrechen sich Philosophen seit Jahrhunderten den Kopf: das Böse als wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur (Kant), das moralisch Böse als Sünde in Form von Abwendung von Gott (Leibniz), oder: der Mangel an Willem zum Guten bzw. der Wille zum Bösen (Jaspers)? In der Regel ist das Böse Inbegriff des moralisch Falschen. Eine Grundkraft, die das Weltgeschehen beeinflusst und dem Guten gegenübersteht: Wo Licht ist, da ist Schatten; Gott gegen den Teufel; Terroristen gegen den Westen; Ibuprofen gegen Kopfschmerzen. Interessant dabei: Viele finden Darth Vader aufregender als den in Öko-Leinen gekleideten Luke Skywalker. Brauchen wir das Böse in unserer (Lebens-)Welt als Gegenpol, um uns in der ethischen Welt zurechtzufinden, Werte zu entwickeln, unterscheiden zu können, was dem Leben dient und was nicht? Es scheint so…

Paulus sagt im Wochenspruch aus Römer 12,21 für die kommende Woche:

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Überwindung ist anstrengend und mühsam. Man muss sich dafür entscheiden, dem Bösen das Gute entgegenzusetzen. Und Paulus geht davon aus, dass das Böse eine uns überwindende Kraft hat, während wir selbst das Böse durch Gutes überwinden können. Hier sind wir am Werk. Das Böse sorgt schon für sich selbst. Wir können das Böse selbst nichtig und wirkungslos machen. Wir müssen es nur eben wollen und dann wagen, z.B. so: Sanft aber klar, gerecht und dabei liebevoll, barmherzig und von Zeit zu Zeit auch demütig sein. Ist zwar schwer, ist aber lebensdienlich. In diesem Sinne: Möge Gottes gute Macht mit Euch sein.

 

(Artikel erschienen am 19.10.18 im Öffentlichen Anzeiger, Bad Kreuznach – Rhein-Zeitung)