Freie Bahn für Gott

Frankfurt Marathon: Bei Kilometer 35 laufe ich direkt auf die Frankfurter Festhalle zu. Dann aber die Rechtskurve. Noch sieben Kilometer. Die Beine schmerzen. Der letzte Anstieg: Zäh zieht sich die Straße ab Kilometer 38,5 über gut 1500 Meter an der Hauptwache bis zum Eschenbacher Turm stetig nach oben. Das verlangt uns Marathonis noch einmal alles ab. Jeder will es hinter sich haben. Die Kräfte lassen nach. Ich wechsele kurz in einen Walking-Schritt. Ein Mitläufer klopft mir auf die Schulter und ruft im Vorbeilaufen: „Auf geht’s – du schaffst das!“ Das motiviert mich, und bei tollster Atmosphäre laufe ich in neuer persönlicher Bestzeit in die Festhalle hinein.

Viele Anstrengungen und Mühen sind es, die uns Menschen auf der Langstrecke des Lebens begegnen können. Das war schon vor Tausenden von Jahren so: Israel lebt im Exil. Gefangen in einem fremden Land. Ein unbarmherziges Regime unterdrückt sie. Um sie herum nur Wüste.

In diese Situation hinein ruft Jesaja (Kap. 40, Vers 3+10):

„Baut dem Herrn eine Straße durch die Wüste. Ebnet unserem Gott einen Weg durch die Steppe. Seht, der Herr kommt mit Machtund er wird herrschen.“

In diesen Tagen begegne ich oft Menschen, die nicht mehr können, verzagt, verzweifelt und ohne Perspektive sind. Sie bewältigen den Anstieg aus eigener Kraft nicht mehr, brauchen Ermutigung. Hart aber wahr: unseren Lebens-Lauf nimmt uns keiner ab. Wir sind aufgerufen, unsere Lebens-Straße selbst zu ebnen. Gut, wenn einer da ist, der uns Mut macht: „du schaffst das“ – „am Ziel wird Jubel sein“!

Und dann: Wo wir die Straße ebnen, geht die Verheißung mit uns: Wo wir Gott in unserem Leben den Weg zu uns frei machen, da kommt er und übernimmt das Ruder.

Manchmal kostet es Überwindung und Vertrauen, Gott in unser Leben zu lassen. Aber wo wir ihm den Weg ebnen, werden wir unter Umständen das Wunder erleben, dass er uns auch über den schwersten Berg hilft.

(Erschienen am 14.12.18 im Öffentlichen Anzeiger, Bad Kreuznach)