Herrgottsbscheißerle

Gedanken zu Gründonnerstag

Ich liebe den Gründonnerstag! Traditionell essen Schwaben wie ich an diesem Tag nämlich die kulinarisch köstlichen Maultaschen, im Volksmund auch „Herrgott’s-B’scheißerle“ genannt (der liebe Gott soll nicht merken, dass schon wieder Fleisch gegessen wird). Ursprünglich hat der Gründonnerstag aber nichts mit durch „grünes“ Gemüse gefärbtem Fleisch zu tun. Vielmehr ist er ein Tag zum „Greinen“ (mittelhochdeutsch: gronan, Weinen). Dieser Tag ist eigentlich zum Heulen. Und zwar: zum Heulen über uns selbst! Seien wir mal ehrlich: Wir laden immer wieder Schuld auf uns – uns selbst und anderen gegenüber, ja, und auch Gott gegenüber. Das ist zum Heulen.

Traditionell finden in den Kirchen heute Abendmahlsgottesdienste statt. Sie erinnern an Jesu letztes Abendmahl mit seinen Jüngern, das Gottes Zuwendung an uns ungeachtet unserer Person und unseres Verhaltens bezeugt. In mir entsteht darüber Freude und Dankbarkeit am Leben, das Gott mir schenkt. Gottes im Abendmahl für mich spürbare Gegenwart lässt mich innerlich jubilieren. Beim Abendmahl feiern wir das Leben. Wir feiern den Sieg Christi über Schuld, Sünde und Tod, den Sieg des Himmels über die Hölle. Durch Christi Tod wird unsere ganz persönliche Lebens-„Hölle zum Gottesgebiet erklärt“ (Johanna Haberer). Kein Zufall, dass wir im Glaubensbekenntnis „hinabgestiegen in das Reich des Todes“ beten und glauben, dass Jesus den Toten das Evangelium gepredigt hat. Und Paulus jubelt: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg.“ (1Kor 15,55)

Gründonnerstag – Tag zum Heulen; das Abendmahl – Fest des Lebens, der Lebendigkeit und Vitalität. Es schimmert an Gründonnerstag bereits durch. Nichts kann uns dieses österliche Leben streitig machen. Das gilt es zu feiern!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete, belebende und lebendige Passions- und Osterzeit!

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