Liebe geht durch den Magen

Liebe geht durch den Magen – so sagt es der Volksmund. Und da ist etwas Wahres dran. Wenn ich gerne Zeit mit meinen Lieben verbringen möchte und wir es so richtig schön haben wollen – oder ich mit ihnen, dann stelle ich mich sehr gerne auch für längere Zeit in die Küche und bereite ein leckeres Essen zu. Eines, von dem ich weiß, dass es alle mögen. Wir haben als Familie mehrere Lieblingsessen, die wir alle immer wieder gerne genießen. Manchmal stehen wir sogar zusammen in der Küche und jeder bereitet etwas vor. Dann fließt unsere ganze Liebe in das gemeinsame Gericht – und wir freuen uns einfach, Zeit miteinander verbringen zu können und nachher ein tolles Essen zu genießen.

Genuss und Liebe – das sind zwei Dinge, die zusammengehören. Übrigens auch in der Bibel: Sie ist voll von Erzählungen, in denen Menschen beim Essen zusammenkommen und gemeinsam genießen. Abraham hat Besuch von drei Männern, die sich im Rückblick als ein Besuch von Gott persönlich herausstellen. Jesus bereitet seinen Jüngern nach seiner Auferstehung ein Frühstück am See Genezareth mit frisch gegrilltem Fisch und geröstetem Brot. Ganz berühmt natürlich auch die Stelle, als er aus 600 Litern Wasser auf einer Hochzeit besten Wein macht.

Sein letztes Mahl verbringt Jesus ebenfalls üppig, als er am Vorabend seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern das Passahfest feiert. Auch dieses Fest ist ein Fest, bei dem Gottes Liebe zu uns durch den Magen geht, wenn man sich die tiefe Symbolik vergegenwärtigt. – In Erinnerung an dieses letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern feiern wir in den Kirchen das Abendmahl in sehr verkürzter Form „nur noch“ mit einem Bissen Brot und einem Schluck Wein. Jedoch: Auch hier begegnet uns Gottes Liebe. Bevor die Menschen zum Abendmahl gehen, laden wir Pfarrerinnen und Pfarrer sie dazu mit den Worten aus Psalm 34,9 ein:

„Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn traut.“

Psalm 34, 9

Im Abendmahl haben wir Gelegenheit, in Brot und Wein Gottes Liebe und Freundlichkeit zu sehen und (ja! sogar:) zu schmecken! Beim Abendmahl geht die Liebe Gottes buchstäblich durch den Magen. Eine zutiefst sinnliche Erfahrung, die Sie sich bei nächster Gelegenheit nicht entgehen lassen sollten.

(Erschienen am 22.03.19 im Öffentlichen Anzeiger, Bad Kreuznach)