Als junger Mensch verlor ich mal meinen Geldbeutel auf einer Autobahnraststätte. Es folgte das Übliche: EC-Karten sperren lassen, eine Krankenkassenkarte beantragen usw. – Zwei Tage später der erlösende Anruf: Freundliche und ehrliche Menschen fanden meinen Geldbeutel und machten mich ausfindig. Wenige Tage später konnte ich ihn bei ihnen abholen. Ich war selig.
Immer wieder geht uns etwas verloren. Und nicht immer ist es der vergleichsweise verkraftbare Verlust eines Geldbeutels. Es kann viel existenziellerer Art sein: der Arbeitsplatz, der Tod eines lieben Menschen, eine zerbrochene Beziehung. Unser Wohlstand und Lebensstil generiert außerdem den weltweiten Verlust von Menschen. Bittere Armut, Abhängigkeit, Ausbeutung und der Verlust der Menschenwürde sind die Folge. Wer nicht mithalten kann, den verlieren wir in unserer Gesellschaft: das fängt schon in den Familien an, geht weiter in Kindergärten und Schulen usw.; wir „verlieren“ die nachfolgende Generation, ihr Vertrauen in uns sich selbst und das Leben – und demonstrieren sie bei #FridayForFuture, beschimpfen wir sie auch noch als Schulschwänzer, lassen wir andere in demselben Meer ertrinken, in dem wir vielleicht selbst baden…
Jesus stand auf der Seite der Benachteiligten, der Ärmsten und von der Gesellschaft Ausgegrenzten. Sein Credo war:
„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“
Lukas 19,10
Menschensohn ist schlicht die Bezeichnung für ein „Mitglied der Gattung Mensch“. Wir alle sind Menschensöhne und -töchter. Jesus hat uns vorgelebt, unser eigenes Fleisch und Blut nicht zu verachten; er hat gezeigt, wie das gehen kann, diejenigen zu integrieren und zu unterstützen, die die Gesellschaft längst verloren, abgehängt und benachteiligt hat.
Er sucht sie! Und wenn er sie findet, macht sie das selig.
Es gibt wenig Berührenderes und Glückseligeres als die dankbaren Augen eines Menschen, der sich für das Gute nicht bedanken kann (außer mit Worten)!
Dieses Suchen und Finden macht selig, sagt Jesus. Es bedeutet Glück, Heil, Gutes, Segen. Es macht selig – und zwar nicht nur den, der gefunden wurde!
Ich wünsche Ihnen mehr von diesen beglückenden Seligkeits-Momenten und Begegnungen.
(Erschienen am 05.07.19 im Öffentlichen Anzeiger, Bad Kreuznach)